SHD in Zeiten von Corona:
Heute möchte ich einmal berichten wie ich die jetzige Zeit erlebe.
Da wir momentan keine Bewohner aufnehmen können oder besser gesagt eine Aufnahme von einer Prozedur von Auflagen begleitet wird, gestaltet sich meine eigentliche Arbeit als sehr schwierig.
Meine Arbeit besteht im Normalfall darin, Betten zu belegen, Kurzzeitpflegen zu planen, Beratungsgespräche zu führen und Interessenten das Haus zu zeigen. Dies alles ist zurzeit leider nicht möglich. Das heißt, selbstverständlich führe ich immer noch Beratungsgespräche, aber nur über das Telefon oder per Email, da wir weiterhin das Haus für die Öffentlichkeit geschlossen haben.
Dies bedeutet viele Gespräche, die für die meisten Menschen in einer Enttäuschung enden, da es meistens Absagen, sind weil wir kein Zimmer zur Verfügung haben, um die 14-tägige Quarantäne durchführen zu können oder auch Angehörige diese Quarantäne ihren Lieben nicht antun möchten.
Nichtsdest trotz gibt es für mich einiges zu tun.
Da ich aus der Pflege komme, kann ich unsere Pflegedienstleitung in ihrer Kontrollarbeit unterstützen und da ich eine Ausbildung zur Hygienebeauftragten habe, bin ich besonders in diesen Zeiten mit Rat und Tat gefragt.
Mitarbeiter müssen im Umgang der Hygiene während einer Pandemie geschult werden, es muss ein Pandemieplan erstellt werden. Dies alles mache ich zusammen mit meiner Kollegin Frau Reim, die ebenfalls Hygienebeauftragte ist. Des Weiteren müssen wir auch extern an Schulungen teilnehmen z.B. beim Landratsamt, um auf dem aktuellsten Stand der Dinge zu sein.
Der schwierigste Punkt jedoch in der momentanen Situation sind die Gespräche mit Angehörigen, die ihre Lieben gerne sehen würden und deren Verständnis für unsere Situation bei dem ein oder anderen auf der Strecke bleibt.
Wir haben ein Haus mit 94 Bewohnern und 108 Mitarbeitern. Ich denke, ich muss nicht erklären, dass unser Klientel zu Höchstrisikogruppe während dieser Pandemie zählt. Auch einige unserer Mitarbeiter gehören einer Risikogruppe an, und als verantwortungsvoller Träger sowie Arbeitgeber tun wir alles dafür, besser gesagt versuchen es, um den Ausbrauch der Pandemie in unserem Haus zu verhindern.
Wir sind uns alle des immensen Verzichts bewusst, den jeder Einzelne dadurch erfährt. Auch wir verzichten im privaten Bereich zurzeit auf einiges, da wir wissen, dass jeder zusätzliche Kontakt eine Gefahr für die Bewohner und andere Mitarbeiter bedeutet.
Aber auch wir haben Familie und Freunde, die wir gerne sehen würden und es momentan nicht tun, weil niemand sich die Schuld geben möchte, diese Covid 1-Erkrankung ins Haus gebracht zu haben.
Wir tragen eine enorme Verantwortung gegenüber unseren Bewohnern und jedem einzelnen Mitarbeiter und dessen sind wir uns bewusst.
Mittlerweile haben wir mit Besuchsterminen in einem abgetrennten Bereich unseres Hauses angefangen. Eine Mitarbeiterin ist den ganzen Tag damit beschäftigt, Termine zu koordinieren, Bewohner zu holen, den Besuchsraum nach jedem Besuch zu desinfizieren und den Bewohner wieder auf den Wohnbereich zu begleiten. Nach fast jedem Besuch gibt es einen enormen Bedarf an Gesprächen für die Angehörigen, da es schwer ist, seine Lieben zwar zu sehen, aber nicht in den Arm nehmen zu können oder zu einem Spaziergang nach draußen gehen zu können.
Traurig macht es uns, wenn wir Anfeindungen wegen unseres Verhaltens erfahren müssen, sind wir doch nur darauf bedacht, alles Mögliche zu tun, um alle im Haus gesund zu erhalten. Glücklich macht es uns, wenn positive Antworten auf unsere Newsletter zurückkommen oder Angehörige uns versichern, dass sie unser Tun verstehen können.
Als Schlimmstes an der ganzen Sache empfinde ich die Tatsache, egal was wir tun, wir machen es niemandem recht. Die einen empfinden den Weg, den wir gehen als zu streng, doch wenn wir lockern und haben den Virus im Haus, was passiert dann ...? Wird man uns die Schuld geben, wenn Bewohner und/oder Mitarbeiter schwer krank werden oder sterben? Mit diesen Gedanken komme ich momentan jeden Tag zu Arbeit, liegt doch auch eine große Verantwortung bei mir als Hygienebeauftragte. Meine Entscheidung zählt mit.
Einer Sache können Sie sich gewiss sein: Wir alle hier sind froh, wenn wieder Normalität in unser Haus und unser Leben einzieht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine gute Zeit … und bleiben Sie gesund!
Gabriela Böhler
Sozialer Heimdienst und Hygienebeauftragte